1. Treffen des Kreises aus Parlamentariern
Am 23. Juli fand die erste und konstituierende Sitzung des Kreises aus Parlamentariern für die Luft- und Raumfahrtindustrie in der Geschäftsstelle des Forum Luft- und Raumfahrt statt. Aus der Politik waren Thomas Hentschel MdL (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Stefan Kaufmann MdB (CDU/CSU-Fraktion), Lothar Riebsamen MdB (CDU/CSU-Fraktion), Prof. Dr. Erik Schweickert MdL (FDP/DVP Fraktion) und Sven Zimmermann (FDP/DVP Fraktion) vertreten. Neben den Folgen der Corona-Pandemie für die Luftfahrtindustrie und den Herausforderungen im Hinblick auf das klimaneutrale Fliegen wurde insbesondere auf die Potentiale der Raumfahrtbranche eingegangen. Dazu referierte Gregor Schäfer (TESAT) über die Zukunftstechnologie Quantenschlüsseltausch.
Seitens der Industrie vertraten der LR BW-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Rolf-Jürgen Ahlers, Wolfgang Wolf, Geschäftsführer des LR BW, Angel Canadas, Arbeitskreisleiter des LR BW-Arbeitskreises Raumfahrttechnologien und Anwendungen, sowie Gregor Schäfer (TESAT) und Christopher Busch, LR BW-Netzwerkmanager die Branchen.
Zu Beginn der Sitzung erfolgte eine Tour de Table. Prof. Dr. Rolf-Jürgen Ahlers stellte das Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg und seine Mitglieder und Aktivitäten vor. Anschließend wurde auf die Folgen des Corona-Schocks für die Luftfahrtindustrie eingegangen und die derzeitigen Markttrends beschrieben. Im Anschluss stand das Thema „New Space“ und die Transformation der Raumfahrt im Mittelpunkt. Den Politikern wurden die Potentiale und Herausforderung nahe gebracht und mögliche Handlungsoptionen für Baden-Württemberg vorgestellt.
Insbesondere die Marktpotentiale, die sich in den nächsten Jahrzehnten in der Raumfahrt ergeben, war den Politikern in der Tragweite nicht bewusst. Es ist demnach von großer Bedeutung immer wieder zu sensibilisieren und aufzuzeigen, dass im Jahre 2040 der internationale Raumfahrtmarkt ein ähnliches Volumen besitzen wird wie der globale Automobilmarkt. Dieser Umstand sei insbesondere im Hinblick auf die Transformationsprozesse und der Wohlstandssicherung in Baden-Württemberg relevant. Neben der Künstlichen Intelligenz, Bioökonomie, LifeScience, Mikrosystemtechnik, Mikroelektronik, Nanotechnologie, Quantentechnologie, Umwelttechnologie, Leichtbau, sowie Photonik müsse Raumfahrttechnologie eine besondere Rolle in Baden-Württemberg erhalten. Wenn 40 Prozent der deutschen Raumfahrtaktivitäten in Baden-Württemberg stattfinden, braucht es neben der Sicherung dieser Wettbewerbsposition auch ein baden-württembergischen Raumfahrtforschungsprogramm und einen Luft- und Raumfahrtkoordinator, war man sich in der Diskussion einig. Ebenso bedarf es einen eigenen Haushaltsposten für die Luft- und insbesondere Raumfahrt.
Unter der Bedingung, dass andere Bundesländer massiv die Luft- und Raumfahrtindustrie unterstützen, wie in NRW, durch den Aufbau eines neuen Clusters und der Finanzierung mehreren Personalstellen, Sachsen und Bremen, durch die Schaffung eines Luft- und Raumfahrtkoordinators, und Bayern, durch ein eigenes Raumfahrtprogramm und Luftfahrtforschungsprogramm, darf Baden-Württemberg nicht ins Hintertreffen geraten. Dies wurde nochmals deutlich im Hinblick auf die Standortsicherung gemacht.
Im Bereich der Luftfahrt habe Baden-Württemberg, durch die Etablierung des Testfelds für elektrisches, energieeffizientes und autonomes Fliegen in Mengen eine Ausgangsposition. Als eines von mehreren Testfeldern in Deutschland besitzt das baden-württembergische Testfeld über Fluggenehmigungen für das autonome Fliegen (BVLOS). Hier gilt es nationale und internationale Kontakte auszubauen, um die Nutzung des Testfeldes voranzutreiben aber auch baden-württembergische Zulieferer zu animieren, gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Baden-Württemberg Komponenten für das autonome und urbane Fliegen zu entwickeln.
Ebenfalls wurde die Rolle der Regionalflughäfen im Hinblick auf die 3D-Mobilität und Logistik sowie über das Verbot von Kurzstreckenflügen (1.500 km) diskutiert. Im Hinblick auf das klimaneutrale Fliegen, der Nahversorgung und Anschluss an internationale Lieferketten müsse Infrastruktur bewahrt werden.
Für die Zukunft möchte man sich insbesondere mit dem Thema Raumfahrt beschäftigen und Querschnittstechnologien in den Blick nehmen. Dazu gehört auch das Thema Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe.
Am Schluss waren sich alle Teilnehmer einig, sich überparteilich und in regelmäßigen Treffen zu informieren. Ebenso sei man offen für weitere Mitglieder. Angesichts der Bundestagswahlen im September soll ein erneutes Treffen im Winter oder Frühjahr stattfinden.
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